Osterfeier – Osterfeuer

FeuerHeuer habe ich die Kar- und Ostertage in verschiedenen Gemeinden der Umgebung miterlebt.

Am Vorabend des Palmsonntags feierte ich in der Christus-König-Kirche in der Klever Oberstadt mit. Die Messe wurde vom Dekanatsjugendchor Young Soul und dem Gemeindekirchenchor mitgestaltet. Sehr schön fand ich, dass der lange Passionstext in mehrere Abschnitte geteilt gelesen und dazwischen immer textlich wunderbar passende Lieder gesungen oder vorgetragen wurden.

Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal einen Organisten erlebt hatte, der so gekonnt improvisieren konnte wie der Kirchenmusiker dieser Gemeinde. Da hörte man den in der ersten Strophe des Liedes "O Haupt voll Blut und Wunden" geschilderten Spott richtig heraus. Die Kinder hatten Palmbuschen aus Buchsbaumzweigen, die mit Krepppapiergirlanden verziert waren und einen Hahn aus Hefeteig in der Mitte trugen. Für die Abendmahlsfeier am Gründonnerstag radelte ich nach Altkalkar, wo die anschließende Betstunde vom Diakon und dem von ihm geleiteten Chor Ecco wunderbar vorbereitet und gestaltet worden war.

Am Karfreitag war ich im Nachbardorf Schneppenbaum in St. Markus, wo ich zum ersten Mal eine relativ kurze Karfreitagsliturgie ganz ohne Fürbitt-Kniebeugen erlebt habe.

Ostergrüße 2009Und für die Osternacht fuhr ich wieder nach Kalkar.
An den Ostertagen werden hier am Niederrhein auf dem Land von den Bauern traditionell Osterfeuer auf den Feldern entzündet, wo sie alle möglichen Pflanzenteile, gerade altes Holz, verbrennen. Besonders im benachbarten Westfalen sind diese Osterfeuer tief im Brauchtum verankert. So radelte ich also meine 8km-Strecke entlang der Landstraße und links und rechts auf den Feldern loderten die Osterfeuer. Über dem Nachbardorf Louisendorf konnte ich sogar Feuerwerkskörper aufsteigen sehen. Wenn man den Gedanken an Abfallverwertung verdrängte, war es ein sehr malerischer Anblick, die Flammen in der Dämmerung überall lodern zu sehen. Nur fühlte ich mich bei meiner Ankunft auf dem historischen Marktplatz von Kalkar dann schon ein bisschen wie ein kleiner Räucherschinken.
In Kalkar durfte ich zum ersten Mal ein ökumenisches Osterfeuer erleben, eigentlich ein sehr schönes Zeichen der Verbundenheit. Warum auch sollte jede einzelne Gemeinde ihr eigenes kleines Feuerchen machen, wenn doch alle gemeinsam feiern können. Die Christen der Stadt treffen sich also schon im zweiten Jahr um 21:30 Uhr auf dem Marktplatz, wo das Osterfeuer für das Osterlicht entzündet wird. Es ist ein bezauberndes Gefühl, die uralten mittelalterlichen Kieselsteine unter den Sohlen zu spüren, mit denen der Kalkarer Marktplatz gepflastert ist, das prächtige Rathaus im Blick und die zahlreichen weiß gekleideten Ministranten, sämtliche katholischen Priester in weiß und gold, die beiden protestantischen Pastoren in schwarz und die Feuerwehrleute in schwarz und neongelb vor sich zu haben. Die Entzündung und Segnung des Osterfeuers, das Weihen und liturgische Aufstecken der Nägel auf die Osterkerzen und die Entzündung der Kerzen und Kohlen für das Weihrauchfässchen am Osterfeuer wurden von den katholischen und protestantischen Geistlichen zusammen vorgenommen. Den ersten Lumen-Christi-Ruf sangen wir noch auf dem Marktplatz. Dann zog jede Konfession mit dem Osterlicht in die evangelische Kirche oder die katholische St. Nikolai-Kirche, um dort die Osternacht zu feiern. Hinterher traf man sich wieder gemeinsam im katholischen Pfarrheim, um die Osterfreude zu teilen.

Die anschließende Feier der Osternacht in der Nikolaikirche war für mich ein sehr eindrückliches Erlebnis. Die Mitglieder der Nikolaus-Kantorei sangen auf der Orgelempore fast wie Engel, das Blockflötenensemble trug alte Musikstücke vor, die sich wunderbar mit dem Eindruck der prächtigen mittelalterlichen Holzschnitzaltäre vermengten, überall leuchteten Kerzen und bei der ersten Lesung mit der Schöpfungsgeschichte entzündete ein Ministrant auf einem siebenarmigen Leuchter für jeden erzählten Schöpfungstag eine Kerze.

Bei der Rückfahrt kam ich mitten in ein Gewitter und wurde ziemlich nass; das konnte meine Osterfreude aber nicht trüben. Gesegnete Ostern!

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