Was bleibt

Der Urlaub war zwar nur eine knappe Woche lang, aber wir konnten viel erleben. Und wir haben viel Neues kennengelernt: Historisches, Kulinarisches, Botanisches (zB. Mehlbeeren) aber auch zB. die Rotköpfige Dolchwespe, von der wir noch nie zuvor gehört hatten. Was ist uns im Gedächtnis geblieben?

Esters Top Five:

  1. die Stadt Mdina:
    schöne Häuser (Haustüren, Balkongitter und Laternen), Gassen und Plätze und viele Rankeblumen (zB. Bougainvillea), Zitronen- und Orangenbäume, Palmen und Oleander, Kiefern, Aloe, Mittagsblumen und Veilchen etc.
  2. die Kirche ta' Pinu:
    schöne bunte Mosaike und tolle Steinreliefs
  3. so gut wie überall freies WLAN und selbst in entlegenen Gebieten 3G-Empfang (zB. auf Comino)
  4. frische Fischgerichte und Meeresfrüchte: jamm!
  5. gutes Busnetz mit einfachstem Ticket- und Preissystem (besonders mit der Tallinja Card): 1,50€ für jede Tagesstrecke von 2 Stunden bzw. einfach die Tallinja Card aufs Lesegerät legen

Esters Bottom Three:

  1. Abgase:
    Alles, was man zB. bei uns nicht mehr fahren darf oder womit man nicht in Umweltzonen reindarf, fährt hier ungeniert.
  2. viele Malteser und ihre Vogelhaltung:
    zB. Einzelhaltung in engem Käfig ohne artgleichen Partnervogel, ohne Freiflug, ohne ausgewogenes Futter oder noch schlimmer: eine Garage voller wildgefangener Singvögel in schuhkartongroßen Käfigen
  3. kreative Busabfahrtzeiten, die zu großzügiger Planung zwingen

Martins Top Five:

  1. Quad-Tour durch Gozo:
    Laut, staubig, und immer nur der Reihe nach wie eine Linie Enten, aber das Knatterquad bringt ein Grinsen ins Gesicht. 15 km/h fühlen sich an wie 50, Wind, Sonne und die Illusion von selbstbestimmten Vorwärtskommen nach all dem Ausgeliefertsein und Schwitzen in endlosen Busfahrten bringen das Urlaubsgefühl an die Oberfläche.
  2. Mdina mit Mittelaltertrubel:
    Die alte, kleine Stadt aus einer Märchenbuchillustration hat kaum mehr Straßen als Vokale, aber sie ist wirklich so, wie man sich die alte Malteserhauptstadt vorstellt, und der Mittelaltertrubel und die fotogene Eule (!) waren ein toller Bonus.
  3. Comino:
    Fast unbebaut, so dass man einen Eindruck davon bekommt, wie alle drei Inseln ausgesehen haben, bevor Kreuzritter Kalkstein und die Neuzeit Betonwürfel darauf gestreut haben. Etwas bräunlich in der Sonne, aber Postkartenqualität.
  4. Kirchen:
    Zugegeben, man sollte dem Barock etwas abgewinnen können, aber, meine Fresse, die Malteser haben eine große Dose mit Kirchen aufgemacht und nicht gerade die vom Discounter. Kirchen sind für den Ort, in dem sie stehen, alle drei Nummern zu groß und prächtig und gut gepflegt oder restauriert, egal wie schäbig die Häuser drumherum sind.
  5. Sonnenwind:
    Eigentlich Sonne und Wind, warm genug zum Wohlfühlen, wolkenloser blauer Himmel und immer eine steife Brise vom Wasser, die den Schatten erfrischend macht.

Martins Bottom Five:

  1. maltesische Busfahrer:
    Das Ticketsystem und die Busse selber sind gar nicht so schlecht, aber eigentlich sind es keine Busse, sondern kleine rollende Königreiche und der Napoleon am Steuer lässt sich ab und zu aus schierer Gnade dazu herab, Fahrgäste einzuladen, wenn sie ihm ausreichend und früh genug huldigen. Die aushängenden Zeitpläne sind eigentlich nur Vorschläge.
  2. Slow and dirty:
    Alles, was an Straßen oder Häusern mal kaputt gegangen ist, wird "quick slow & dirty" geflickt. Straßen und Bürgersteige sind in der Regel kaputt, dreckig und mit Hundekot gesprenkelt. Die allermeisten Häuser haben schon bessere Tage gesehen.
  3. Malta – die Tardis unter den Mittelmeerinseln:
    Mein Gefühl für Entfernungen hätte ich besser bei der Einreise abgegeben. Denn es ist auf dieser Raum-Zeit-Anomalie im Mittelmeer nicht zu gebrauchen. Wenige Kilometer entfernte Orte sind dennoch Stunden weit weg. Wenn man keinen Sitzplatz erhält, sind es gefühlt sogar Tage. Kurz: Malta ist innen größer als außen.
  4. Kunsthandwerk:
    Die Touristenbeutestücke, die in vielen Städten und mehreren Inseln als individuell gefertigte Unikate angepriesen werden, sahen in jedem Geschäft, das wir besucht haben, identisch aus, und auch die Preise stimmten auf den Cent genau überein. Irgendwo war da eine Fabrik versteckt.
  5. Höhlen:
    Die auf Malta, Comino und Gozo als Touristenattraktion angepriesenen "Höhlen" kann man sich vorstellen wie überdimensionierte Wandseifenablagen in einem 70er-Jahre-Badezimmer. Sie waren flacher als die Texte von Helene Fischer und manchmal passte nicht mal das ganze Fischerboot in die Ausbuchtung.

Aber alles in allem ist Malta echt zu empfehlen, besonders jetzt, wo Valletta Europäische Kulturhauptstadt ist.

Schreibe einen Kommentar