Unterwegs in Köln

Gerade waren zwei meiner US-Tanten in Deutschland, Gemma und Paula, und besuchten spontan auch uns für zwei knappe Tage. Also hieß es, auf nach Köln!
Zwar wohnen wir so nah an Köln, Zeit für Besichtigungen nehmen wir uns jedoch fast nur, wenn Gäste dabei sind. Auf dem Programm standen also der Kölner Dom, die älteste Kirche von Köln, St. Gereon, die Minoritenkirche mit dem Grab des Seligen Adolph Kolping, das diözesane Kunstmuseum Kolumba, die wunderschöne romanische Kirche St. Maria im Kapitol, die Antoniter-Kirche, Groß St. Martin, das St. Andreaskloster sowie ein Brauhausbesuch.

Außer dem Dom und der Antoniterkirche hatte ich noch keine der genannten Kirchen von innen gesehen. Zugleich war der erste Todestag meines 2018 mit 100 Jahren verstorbenen Großvaters, also brannte bald in jeder der besuchten Kölner Kirchen eine Kerze für ihn. Der Dom war die am besten besuchte Kirche. Hier tummelten sich Touristen, Angestellte und Beter. Mir gefällt die Vielfalt in unserer Kathedrale: Künstler aus verschiedensten Epochen haben an der Kirche mitgestaltet und alles ist gleichberechtigt nebeneinander zu sehen. Meine Tanten waren begeistert von der Schmuckmadonna bzw. von der Idee, dass über Jahrhunderte viele Menschen als Dank für erfüllte Gebete kleine Schmuckstücke gestiftet hatten, die man auch heute noch betrachten kann. Mir gefallen am besten die auf mich irgendwie südamerikanisch wirkenden Deckengemälde von Peter Hecker, welche alle Musik thematisieren. Hier nur ein paar wenige Fotos, denn das meiste hatte ich schon bei früheren Besuchen des Doms fotografiert.

Als nächstes suchten wir eines der umliegenden Brauhäuser auf, um Mittag zu essen. Meine Tanten wollten gerne Bratwurst und Haxen essen und das, ziemlich eigen, unbedingt mit Tabasco-Soße, und natürlich Bier. Danach besuchten wir die wohl älteste Kirche Kölns, St. Gereon. Hier gefiel mir besonders der Vorbau (Narthex) und eine Angestellte erklärte uns die Geschichte der Blutsäule.

Als nächstes besuchten wir das Kunstmuseum des Bistums, wo man verschiedenste Kunstwerke aus allen möglichen Epochen ansehen kann. Mir gefiel besonders das Gebäude und die humorvolle Art, wie einzelne Kunstwerke gruppiert und präsentiert wurden. 

Dann gönnten wir uns einen Kaffee und gingen anschließend in die Minoritenkirche. Meine Tanten interessierten sich nämlich besonders für Adolph Kolping. Das war nun die allererste Kirche, in der wir ganz alleine waren und totale Ruhe genießen konnten.

Diese Ruhe inmitten des Innenstadttrubels gefiel meinen Tanten und sie verglichen die Stimmung mit dem Gewusel, das stattdessen in der Kathedrale herrschte. Außerdem waren sie jedesmal begeistert, wenn sie draußen große, alte Bäume sahen. Sie bewunderten das laute, stets präsente Zwitschern der Vögel und das viele Grün.
Noch mehr gefiel ihnen die Lage unserer Wohnung inmitten riesiger Bäume. Beim Abendessen in unserem Wohnzimmer staunten sie immer noch über das Vogelgeszwitscher, das selbst drinnen gut zu vernehmen war.

Am nächsten Tag begannen wir die Stadtbesichtigung mit St. Maria im Kapitol. Wir trafen gerade pünktlich zum Ende eines Beerdigungsgottesdienstes dort ein und konnten noch dem feierlichen Orgelauszug lauschen. Davon waren meine Tanten entzückt, kennen sie vermutlich eher Gottesdienste mit Keyboard und Band-Begleitung. Außerdem waren sie fasziniert vom Alter der Kirche und bspw. dem Grab von Plektrudis. Wir wussten bei der Besichtigung noch nicht, dass die Gebeine dort gar nicht mehr ruhten. Aber egal: alleine die Vorstellung, da wurde vor Jahrhunderten eine wichtige Person begraben und das Grab ist immer noch in der Kirche zu besuchen, faszinierte meine Tanten.
Mir gefiel besonders der Kirchenbau und noch mehr der Kreuzgang. Wie oft bin ich hier vorbeigelaufen während meiner C-Kantorenausbildung und habe noch nie diesen wunderschönen Kreuzgang mit seinen vielen Blumen besucht! Es war total ruhig. Vom Verkehrslärm war nichts zu hören.

Als nächstes liefen wir durch die Schildergasse zur Antoniterkirche. Hier faszinierte meine Tanten wieder das Nebeneinander von „originaler“ (ihre Worte) und moderner Kunst. Wie mit anderen Besuchern zuvor, wollte ich mit Gemma und Paula anschließend im Café StAnton neben der Antoniterkirche etwas zu Mittag essen, aber huch, das ganze Gebäude war weg! Schade, das hatte ich gar nicht mitbekommen.

Meine Tanten hatten eh noch keinen Hunger, also bummelten wir noch ein bisschen durch die Schildergasse, bis das eindrucksvolle Gebäude des Wallraf-Richartz-Museums unseren Weg „blockierte“. Zwar hatten Gemma und Paula ausdrücklich gewünscht, nur Kirchen und die Innenstadt zu besichtigen, aber das Gebäude wirkte so beeindruckend und einladend, dass wir reingingen. Ich fühlte mich echt wie in einer Weltstadt, als wir das Museum betraten. Leider war ausgerechnet die impressionistische Gemäldesammlung gerade nicht zugänglich, also verzichteten wir auf einen Besuch und gingen weiter zur Kirche Groß St. Martin.
Wir kamen gerade pünktlich zum Mittagsgebet der dort ansässigen Fraternité de Jerusalem in der Kirche an. Die Texte, Lesungen und Kurzmediationen, waren natürlich alle auf Deutsch, was meinen Tanten nicht verstanden, aber die wunderschönen vielstimmigen Gesänge entschädigten sie dafür, hoffe ich. Ich war zum allerersten Mal dabei. Die Lieder erinnerten mich an Taizé und wie in Taizé waren die Brüder (und hier auch Schwestern) in weiße Kutten gekleidet. Nach dem Gebet konnten wir noch die Kirche besichtigen und dabei auch Heiligen-Darstellungen des serbisch-deutschen Künstlers Nikola Sarić anschauen, die zurzeit in der schlichten Kirche ausgestellt sind.

Zum Mittagessen gingen wir in ein bereits mit Christiane erprobtes Bistro, wo meine Tanten Reibekuchen in moderner Form mit Räucherlachs und Salat genossen. Dann ging es nochmal in den Dom und, weil noch Zeit bis zur Abfahrt des Zuges war, in das benachbarte St. Andreaskloster. Gemmas Sohn heißt Andrew und ist ausgerechnet Dominikaner. Das passte als Abschluss!

Am Bahnhof waren meine Tanten überrascht, dass die Züge nicht nur deutsche Ziele anfuhren, sondern Köln ein „internationaler“ Bahnhof war, denn vor unserer Nase fuhr ein Zug nach Paris ab. In Europa liegt halt alles nah beinander.

 

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