Arrgh!

Foto von Aaron Blanco Tejedor auf Unsplash.com

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Seit gestern endlich gibt es auch in Deutschland eine Corona-Warn-App. Es hat so lange gedauert, bis sie bei uns veröffentlicht wurde, weil sie wirklich total sauber gemacht ist: Datenschutz 1A, Datenminimierung 1A, keine zentrale Speicherung, keine Bewegungsprofile, super anonymisiert… sogar der ChaosComputerClub lobt die App. Und das heißt wirklich was.
Alle Infos, die man als Benutzer braucht, werden in der App klar erklärt, auf der zugehörigen Webseite sogar in vereinfachter Sprache.

 

Aber natürlich typisch deutsch geht prompt das uninformierte Gemecker und Gezeter los. Das macht mich ebenfalls soo sauer:

  • Die App sei nicht auf alten Geräten einsetzbar – o Wunder, den Leuten ist der Unterschied zwischen Soft- und Hardware nicht klar. Was sollen die App-Entwickler tun, wenn alte Geräte nur alte Bluetooth-Chips besitzen, die keine Entfernungen abschätzen können oder sogar nicht mal Bluetooth haben? Niemand beschwert sich doch, dass er seine CDs nicht auf seinem Schallplattenspieler abspielen kann, niemand beschwert sich bei den Fernsehsendeanstalten, wenn auf dem heimischen Schwarz-Weiß-Fernseher die Tagesschau doch tatsächlich nicht in Farbe angezeigt wird. Aber eine Software, deren Funktionsweise darauf beruht, den Abstand zu anderen abschätzen zu können, soll wie von Zauberhand funktionieren, wenn man selber nur ein Gerät hat, das dies von seiner Bauweise her überhaupt nicht ermöglicht!
  • Weitere klagen, die App soll Senioren und Bedürftige (soll heißen, die sich kein neues/mittelaltes Smartphone leisten können) außen vorlassen. Hallo? Die Leute haben wohl vergessen, was der Sinn und Zweck dieser App ist. Dabei wird sogar im Logo der App ihr Sinn verdeutlicht: Infektionsketten sollen schneller und dadurch besser nachvollziehbar sein und daher auch schneller durchbrochen werden können, wovon alle profitieren, egal ob sie ein Smartphone besitzen oder nicht. Die App unterstützt, was bisher nur mit Papierlisten und telefonischen Recherchen mühsam und zeitaufwendig erledigt wird. Das funktioniert halt nur, wenn alle, die die Möglichkeit haben, diese kostenlose App nutzen. Die App schützt keineswegs vor Ansteckung, wie soll sie auch?!
  • Gerade in der jüngeren Generation, die selber viel mobiler und dadurch kontaktreicher lebt als Senioren, haben viele die Möglichkeit, die App zu nutzen. Gerade bei so mobilen und kontaktreichen jungen Leuten ist es umso schwieriger, Infektionsketten aufzuspüren. Darum profitieren alle, wenn diese Generation die App nutzt, also wie gesagt, auch die Senioren profitieren davon, dass Infektionsketten mit Hilfe der App viel schneller nachvollzogen werden können.
  • Und dann gibt es leider die überlauten Verschwörungstheoretiker, die trotz Quelloffenheit der App und trotz aller anderslautender Fakten einfach behaupten, sie würden durch die App ausgeschnüffelt, was ja gar nicht der Fall ist.
  • Und dann gibt es noch die Bildungsresistenten, die sich fröhlich alles Kostenlose herunterladen, blind sämtliche Cookies akzeptieren, weil es bequem ist, überall in den Sozialen Medien unnötig viele Daten von sich preisgeben, aber bei der Corona-Warn-App sich verweigern, weil sie glauben, diese würde den Datenschutz der Nutzer nicht gewährleisten.
  • Und zuletzt gibt es – sogar in meiner Generation noch – Leute, die mit ihrem modernen Smartphone nicht umgehen können. "Ich weiß gar nicht, wie man eine App installiert. Ich nutze nur die, die jemand anderer mir eingerichtet hat. Mich interessiert gar nicht, was ich mit meinem Smartphone noch so machen kann…"

Wer sich jetzt aufregt, weil ich meine Meinung äußere, dem scheint der Schuh zu passen…

 

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