Klangzauber, Kreativität und Gehirnschmalz

Unser Seelsorgebereichskantor Christophe Knabe sorgt immer für ein exquisites Konzertprogramm in meiner Wohnortpfarrei. Ebenso gewinnt er jedes Jahr einen ausgezeichneten Organisten für einen Orgelimprovisationskurs. Diesmal war es der Pariser Organist David Cassan.

Heuer habe ich zum zweiten Mal beim Improvisationskurs mitgemacht. Improvisieren kam in meiner C-Kantorenausbildung nämlich nicht vor. Lediglich kurze Liedvorspiele haben wir zuerst aufgeschrieben und dann gespielt. Modi hatten wir sowieso nur auf dem Papier betrachtet oder als Tonleiter gesungen und gespielt.

Schwerpunkt des diesjährigen Improvisationskurses war Improvisieren im Stil von Bach und Pincemaille, bei dem der Dozent studiert hatte. Ich durfte wieder die Improvisationsfähigkeiten der anderen "richtigen" Kirchenmusiker bewundern. Der Dozent hatte aber auch für mich passende Aufgaben gefunden, die ich bewältigen konnte. So habe ich mich näher mit der Passacaglia beschäftigt, bekam Anleitung für das Improvisieren in Kirchentonarten und habe sogar den 2. Modus von Messiaen in der Praxis kennengelernt, was ich bisher nur aus theoretischer Fachliteratur kannte.

Neben Unterricht bestand der Kurs auch aus Exkursionen zu besonderen zeitgenössischen Orgeln, nämlich in St. Peter in Zülpich, der Kunst-Station St. Peter in Köln und einmal ging es in den Kölner Dom, nachts, als der Dom schon geschlossen hatte und nur noch die Reinigungskräfte und die beiden Nachtwächter Dienst hatten.

Das Besondere an den Orgeln in den beiden Peterskirchen war für mich, dass sie sich auch über Midi-Signale steuern lassen und verschiedenste Kombinationen von Registern speicherbar sind, so dass der Organist beliebige Mixturen selbst zusammenstellen kann. In Zülpich kann man mit dem Pedal sogar getrennt zwei Register gleichzeitig spielen, indem der jeweils untere Ton (linker Fuß) die eine Klangfarbe anwählt, während der jeweils obere Ton (rechter Fuß) ein anderes Register zugewiesen hat. Außerdem kann der Organist mittels "Anschlagsdynamik" auf ein und demselben Manual bspw. Flötenregistrierung erklingen lassen, indem er "normal", also langsam und leicht auf die Tasten drückt, und Trompete, indem er schnell, also fest in die Tasten haut. An beiden Orgeln kann der Organist zudem den Wind per Hand regeln, womit sich ganz besondere Klangeffekte erzielen lassen. In der Kunst-Station gibt es außerdem viele ungewöhnliche Register, die nicht geblasen werden, sondern Schlagwerk-Register sind.

Hier ein paar Fotos aus der Kunst-Station, St. Peter in Köln:

 

Dann ein Album mit Bildern aus St. Peter in Zülpich:

 

Und zuletzt Fotos von der Empore der Nordquerhausorgel im nächtlichen Kölner Dom:

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